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7 Merkmale einer gesunden Gemeinde

Foto von <a href="https://unsplash.com/@jontyson?utm_source=unsplash&utm_medium=referral&utm_content=creditCopyText">Jon Tyson</a> auf <a href="https://unsplash.com/de/fotos/XmMsdtiGSfo?utm_source=unsplash&utm_medium=referral&utm_content=creditCopyText">U

Neben meiner Berufung Jesus nachzufolgen und Ehemann zu sein, ist meine Berufung ein guter Vater zu sein, eine meiner Wichtigsten. Ich habe zwei Töchter und ihr Wohlergehen gehört zu den wichtigsten Aufgaben für den Rest meines Lebens. Dabei konzentriere ich mich jedoch nicht auf ihr Wachstum, sondern auf ihre Gesundheit – sowohl physisch als auch psychisch. Sobald es einer meiner Töchter nicht gut geht, lassen meine Frau und ich alles stehen und liegen und kümmern uns darum, dass sie wieder auf die Beine kommt. 

 

Dabei gibt es Merkmale, die mir anzeigen, ob es ihnen gut geht oder nicht: ihre Körpertemperatur, ihr generelles Wohlbefinden, Blutwerte, ihre Entwicklung, ihr Sozialverhalten und noch vieles mehr. Wenn diese Merkmale in Ordnung sind, dann mache ich mir über ihr Wachstum und ihre Entwicklung keine Gedanken. 

Das gleiche ist wahr im Gemeindekontext: Es ist nicht das Gemeindewachstum, worüber wir uns Gedanken machen sollten, sondern über die Gesundheit der Gemeinde. Welche 7 Merkmale uns zeigen, ob eine Gemeinde gesund ist, findest du hier:

1. Menschen lernen Jesus kennen und lassen sich taufen

Mt. 28,19-20, Apg 2,41

Es ist der Auftrag einer jeden Gemeinde, Menschen mit dem Evangelium zu erreichen. Das passiert nicht zufällig, sondern strategisch. Wenn in einer Gemeinde Menschen Jesus kennenlernen, sich taufen lassen und zu Nachfolgern Jesu werden, dann sollte das keine Ausnahme, sondern viel mehr die Regel sein. Es ist ihr Auftrag und ist somit Teil ihrer Existenzberechtigung. 

Wie viele Menschen sich in den letzten 12 Monaten in und durch die Arbeit einer Gemeinde bekehrt haben und zu Nachfolgern Jesu wurden, ist eines der wichtigsten Merkmale gesunder Kirchen. Die Methode wie dies geschieht ist dabei zweitrangig: Für die einen funktionieren Events hervorragend, andere setzen auf gästeorientierte Sonntagsgottesdienste und wieder andere sind in Fußgängerzonen oder auf digitalen Plattformen aktiv. Es ist die Aufgabe der Leitung eine individuelle Strategie zu finden und sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen.

Welche Strategie wurde bei euch implementiert, um eine Gemeinde zu bauen, die Menschen zu Nachfolgern Jesu macht?

2. Die Gemeindeleitung arbeitet sowohl am als auch im System

Apg 6,1-2

Häufig finden wir in Gemeindeleitungen, Ältestenkreisen oder Vorständen (je nachdem welches Wording bei euch zutrifft) immer wieder die Herausforderung, dass die Treffen so sehr von operativen Themen bestimmt werden, dass kaum noch Zeit bleibt, über eine strategische Ausrichtung der Gemeinde zu sprechen. Seelsorgerliche, organisatorische oder administrative Themen stehen häufig im Vordergrund, was dazu führt, dass Vision, strategische Zielsetzungen, und Gemeindekultur eine untergeordnete Rolle spielen (wenn überhaupt, dann werden diese Themen ein- bis zweimal im Jahr auf einer gesonderten Klausur behandelt). Das Ende vom Lied sind häufig Mammut-Sitzungen, in der zwar das Operative abgearbeitet wurde, doch die Gemeinde selbst sich nicht weiterentwickelt. 

In gesunden Gemeinden finden wir daher immer mehrere Leitungsebenen und Gremien, die sich ihrer Kompetenz und Verantwortung bewusst sind. Es wird parallel und kontinuierlich sowohl im als auch am System gearbeitet, um die Gemeinde langfristig in ihre Bestimmung zu führen.

3. Es ist kontinuierliches Wachstum zu erkennen, sowohl qualitativ als auch quantitativ

Apg 2,41

Auch wenn Wachstum nicht das Ziel, sondern eine Konsequenz von Gesundheit ist, so ist es doch ein wichtiger Indikator, der über die Gesundheit einer Gemeinde Auskunft gibt. Dabei gilt: keine Gemeinde kann auf dauerhaft anhaltendes numerisches Wachstum blicken – immer wieder gibt es Zeiten, in denen konsolidiert, geplant und sich neu ausgerichtet werden muss. Und doch ist eine langanhaltende numerische Stagnation ein Alarmsignal. (Mehr dazu folgt in unserem Blog über den Lebenszyklus einer Gemeinde.)

Gesunde Gemeinden entwickeln sich daher sowohl qualitativ, als auch numerisch immer weiter, sei es durch Mitgliederwachstum oder durch Gemeinde – bzw. Campusgründungen. 

Eines der großen Mythen ist jedoch, dass sich qualitatives, bzw. geistliches Wachstum nicht messen ließe. Das stimmt nicht ganz. Während sich quantitatives Wachstum anhand von wachsenden Gottesdiensten, Bekehrungen und Taufen beobachten lässt, lassen Dinge wie die Entwicklung der Finanzen und Teams, der Besuch von Seminaren und Kursen, sowie die Entwicklung von Kleingruppen auf das qualitative, bzw. geistliche Wachstum schließen. 

So haben gesunde Gemeinden beides im Blick: Die Entwicklung des Einzelnen, sowie die Gesundheit des Gesamten.

4. Obwohl die Gemeinde ein zu Hause für alle Generationen ist, wird sie nicht älter

Gesunde Gemeinden sind ein Beispiel par excelence für Diversität. Menschen unterschiedlicher Kulturen und Herkunft, Ansichten und Einstellungen, Vermögen und Begabungen, Karrieren und Lebenssituationen – und eben auch aus unterschiedlichsten Generationen, sind gemeinsam unterwegs und folgen Jesus. 

Doch gleichzeitig stellen wir in gesunden Gemeinden häufig einen Paradigmenwechsel der älteren Geschwister fest: während sie zuweilen körperlich etwas gebrechlicher und z.T. empfindlicher sein mögen, sind sie i.d.R. geistliche Schwergewichte, die Reife, Stabilität und Erfahrung anbieten. In gesunden Gemeinden sind sie mehr darüber besorgt, wie junge Familien, Jugendliche und junge Erwachsene erreicht und gehalten werden können, als darüber welchen Stil das Interieur oder welche Liedauswahl der Gottesdienst haben sollte. 

Sie verstehen sich als geistliche (und wohl auch körperliche) Omis und Opis, die ermutigen und beten, anstatt als diejenigen, um die sich alles drehen sollte. Heißt das, dass sie keinen eigenen Platz mehr haben? Ganz und gar nicht – (mehr dazu folgt bald im Beitrag: Warum Christen gerne im Gottesdienst knutschen wollen…) aber sie ermöglichen durch ihr Selbstverständnis jungen Familien einen Ort zum Wohlfühlen und Hineinwachsen. Die jüngere Generationen sehen auf die Älteren nicht herab, sondern sind dankbar für den Weg, der durch die vorhergangenen Generationen bereits geebnet wurde und verstehen, auf wessen Schultern sie stehen. All dies drück sich am Ende darin aus, dass gesunde Gemeinden i.d.R. immer jünger werden.

5. Es herrscht eine Gemeindekultur der Freude, Großzügigkeit und Leidenschaft

Apg 2,46

Unabhängig von Denomination oder Prägung: In gesunden, wachsenden Gemeinden finden wir immer eine ähnliche Kultur, die alle Facetten des Gemeindelebens prägt – von den Teams über Kleingruppen, bis hin zu den Sonntagen (ich schreibe bewusst nicht „Gottesdienste“, denn diese Kultur beginnt bereits lange vor und dauert bis lange nach dem Gottesdienst). 

Eine Gemeindekultur der Freude zeichnet sich aus durch Spaß und lautem Lachen, Herzlichkeit und Genuss. Die Freude ist echt, sowohl über jeden Erstbesucher, der sonntags durch die Kirchentüre läuft, als auch über das Wiedersehen guter langjähriger Freunde. Die Stimmung ist unbekümmert, die Atmosphäre erfüllt von Leichtigkeit. Dabei ist diese Freude nicht oberflächlich oder aufgesetzt: vielmehr ist sie eine innere Überzeugung und eine Realität – auch in persönlich herausfordernden Umständen. 

Großzügigkeit spielt in gesunden Gemeinden ebenso eine wichtige Rolle – dabei ist weit mehr gemeint, als das reine finanzielle Geben (wenngleich dies miteingeschlossen ist). Sie drückt sich durch eine kontinuierliche Ermutigung aus – egal mit wem man spricht. Ständig wird man von jemandem eingeladen – man gibt gerne: sowohl seine Zeit, indem man einander dient, Finanzen, wenn es mal eng wird oder Ermutigung und Trost, wenn jemand durch eine harte Zeit geht. Den Gemeindeleitern, Pastoren und Ältesten gegenüber herrscht eine dankbare und ermutigende Grundeinstellung gegenüber, Erstbesucher werden mit Aufmerksamkeit und Interesse schon fast überschüttet – niemand steht länger als 20 Sekunden allein im Foyer oder muss einsam im Gottesdienst sitzen. 

Grundlegend für diese Gemeindekultur ist eine Leidenschaft für Menschen, Jesus und seine Gemeinde. Diese Leidenschaft spiegelt sich darin wider, wie Dinge erledigt werden. Bei allem was unternommen wird, steht Jesus im Fokus und seine Gemeinde wird wie seine Braut behandelt.

6. Die Vision ist größer als die Ressourcen

Mt 9,37-38

Ein weiteres Merkmal gesunder Gemeinde ist die Größe der Vision, die die aktuellen Ressourcen der Gemeinde bei Weitem überschreitet. Man ist einerseits dankbar für das, was bereits geschehen ist, doch gleichzeitig versteht man: Gott ist noch lange nicht am Ende. Es ist dabei nicht die Vision dieser gesunden Gemeinden, die sich auf den Status Quo schrumpfen lässt. Viel mehr wird alles getan was getan werden muss, um die Reallität der Vision anzugleichen. Groß zu denken und Gott viel zuzutrauen, ist in gesunden Gemeinden eher die Regel als die Ausnahme.

7. Es existiert ein geschützter Rahmen für konstruktives Feedback

2.Sam 12, 1-7

Bei all dem Guten was passiert, verstehen Leiter in gesunden Gemeinden den Wert einer gesunden Feedbackkultur. Unabhängig davon, wie gut ein Leiter es meint, oder wie viel Erfahrung mitgebracht wird, jeder Mensch und auch jede Gemeinde hat einen Blind Spot – und für den sind wir, wie der Name bereits sagt, blind. Wir wissen nicht, wie groß dieser Blind Spot ist. Wir wissen nicht, was wir nicht wissen. Nur Feedback gibt uns die Möglichkeit, neue Wachstumsfelder zu erkennen und entsprechend zu verändern. In gesunden Gemeinden wird Feedback nicht nur geduldet, es wird eingefordert. Man ist sich seiner eigenen Unzulänglichkeit bewusst und ist bereit, sich selbst auf den Prüfstand zu stellen, um so wichtige Erneuerungs-und Wachstumsprozesse zu initiieren.

Ich bin gespannt zu hören, welche Erfahrungen du mit dem Thema „gesunde Gemeinde“ gemacht hast. Dieser Beitrag ist sicher nicht abschließend, sondern, wenn überhaupt „anschubsend“ und soll zum Weiterdenken anregen. Wenn dir der Blogartikel gefallen hat, dann kannst du ihn gerne teilen, kommentieren oder liken, bei Fragen freue ich mich von dir zu hören.

Autor: Alex Landmann

 

Alex berät in Deutschland, Österreich und der Schweiz Gemeinden, um ihnen zu helfen, ihre Berufung zu entdecken und zu leben. Er lebt in Düsseldorf, ist mit Silke verheiratet und Vater zweier Töchter.